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Casall's Black Star, 11 Jahre, Holsteiner

Groß war die Freude als wir unser neues Pferdchen, das uns der Springlehrer meiner Tochter vermittelt hatte, nach Hause holen durften. Für meine Tochter war es Liebe auf den ersten Blick – bei mir eher auf den zweiten. Wie sahen denn die Kruppe und das rechte Hinterbein aus? Naja, dachte ich, das kriegen wir schon hin mit regelmäßigem Training und schönen Ausritten, sollte das doch machbar sein.

Nach den ersten schönen Erfolgen im Springsport hielt die Freude leider nicht lange an. Es ging von einer Erkrankung zur nächsten – Abszesse, Lahmheiten, Magengeschwüre. Irgendwann schickten wir Casall zur Erholung auf die Weide, im Glauben, dass durch die Stressreduktion und Auszeit seine Anfälligkeit abklingen würde. Irgendwann fand sich der Grund für seine Beschwerden: in der Zahnklinik von Dr. Malen wurde entdeckt, dass die Zahnwurzel des oberen Backenzahns durch den Kiefer in die Nasenhöhle gewachsen war und der gesamte Bereich verpilzt und vereitert war. Es folgte eine große Operation und lange Nachbehandlung. Dann endlich nach einem Jahr kam «Casilein» zu uns nach Hause zurück.

Wieder war die Vorfreude groß – bis zum Moment, wo er aus dem Transporter stieg. Ein aufgekratzter Schweif, schlagend, nervös, wieder traten die Magengeschwüre auf und erneut folgten Koliken. Das Pferd war nicht reitbar, er hatte Schmerzen. Zu unserem großen Glück hatte meine Freundin ihre 2 Pferde zu dieser Zeit in Ausbildung im Zentrum für Anatomisch Richtiges Reiten (ARR) in Goch bei Familie Schöneich und ich entschloss mich spontan mir das einmal anzusehen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung, was die Arbeit dort auszeichnet. Wir reisten also nach Goch. Nach der Videoanalyse der Pferde meiner Freundin war mir sofort klar – für Casilein gibt es nur noch einen Weg und zwar den nach Goch.

Ich möchte mich gar nicht mehr groß dazu äußern was ich mir zu Hause noch alles anhören musste… viele Leute hatten Ratschläge, was ich doch mit diesem kranken Pferd alles machen müsste, sollte, könnte… – am schlimmsten war die Aussage meiner Osteopathin: Sie teilte mir mit, dass es auf Grund eines solchen Schmerzbildes, dem Pferd gegenüber am fairsten sei, es in den Himmel zu schicken. Ich könne Casall in seinem Zustand unmöglich nach Goch bringen für eine Therapie, bei der der Hals des Pferdes «so überbogen wird». Sie kenne die Arbeit von Herrn und Frau Schöneich und die beiden seien «genial» aber für dieses Pferd in diesem Zustand nicht das Richtige.

Aus heutiger Sicht kann ich sagen: Oh doch, es war genau das Richtige und auch das Einzige. Innert kurzer Zeit machte es Familie Schöneich möglich, das Casi anreisen konnte. Ich bin Familie Schöneich sehr, sehr dankbar, dass sie das so schnell ermöglichen konnten als klar wurde, wie schlecht es unserem Pferdchen ging.

Am 5. Juli 2019 kam Casi in Goch an, ich selbst reiste am 8. Juli dort hin. Über mehrere Wochen durfte ich nun miterleben, wie es dem Pferd von Tag zu Tag besser ging. Er erstrahlte regelrecht, sein bräunlich-/gelbstichiges Fell wurde wieder Lackschwarz und glänzend, seine Augen bekamen wieder Lebensfreude und Ausdruck. Seine Bewegungen entwickelten sich von Tag zu Tag besser. Ich war fasziniert, verblüfft, ja teilweise sprachlos und konnte kaum glauben, was ich da sah. Als Hobby-Sportlerin weiß ich, dass bei guter Ernährung und richtiger Bewegung die Muskulatur schnell zum Positiven verändert werden kann – aber das es bei Casi so schnell ging, das hätte ich nicht geglaubt. Innerhalb einer Woche musste der neue Springsattel erweitert werden, weil er so an Muskulatur zugelegt hatte. Ich hätte es nicht geglaubt, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen und mit den Händen erfühlt hätte. Ich bin Frau Rachen-Schöneich, Herrn Schöneich und dem ganzen Team im Zentrum für ARR, was immer aufgestellt, freundlich, hilfsbereit und für alle Fragen offen war, so unendlich dankbar – für alles was sie geleistet haben: Die Longiereinheiten, die Sitzlongen, die Reitstunden für mich und meine Tochter und natürlich die liebevolle Betreuung von unserem Pferd.

Auch meine Tochter durfte Casis Verwandlung miterleben, im Sommer und dann nochmal im Oktober war sie ebenfalls vor Ort. Als sie im Herbst zum zweiten Aufenthalt anreiste, was sie vor Glück fast sprachlos, dass Casi in so kurzer Zeit so schön geworden war und seine Bewegungen beim Reiten so leicht und geschmeidig waren. Wir hätten nie gedacht, dass das möglich ist.

Es hat uns schon sehr nachdenklich und auch traurig gestimmt, dass es so viele Leute, Reitlehrer, Therapeuten und sonstige «Ausbilder» gibt, die sich teilweise «Profis» nennen und doch so wenig Ahnung von der richtigen Ausbildung zum gesunden Reiten eines Pferdes haben – ja nicht mal einen Blick dafür entwickeln, wie ein Pferd aussehen sollte, wie es sich bewegen muss, damit es einen Reiter tragen kann ohne seiner Gesundheit zu schaden.

Wir wünschen uns von ganzem Herzen, dass noch viele Menschen den Weg ins Zentrum für Anatomisch Richtiges Reiten finden – und zwar nicht erst dann, wenn eigentlich nichts mehr geht.

In großer Dankbarkeit,
Jsabelle und Jamilla Metzger mit Casilein