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Casimir, 6 Jahre, Warmblut

Ach Casimir, als du im Mai 2017 auf dem Hof eines älteren Bauers, vor mir standest, war für mich sehr schnell klar, dass ich gerne den Weg gemeinsam mit dir gehen wollte. Mein Freund unterstützte mich in meiner Entscheidung, sodass du schon einige Tage später in dein neues Zuhause ziehen solltest. Du warst sehr nervös, ja fast schon panisch. Auf dem Paddock neben zwei netten Stuten solltest du erstmal dein neues Zuhause kennen lernen.

Ich holte dich täglich zum Putzen und Grasen vom Paddock. Du hattest ja Zeit, denn du warst ja gerade 4 geworden und noch fast roh, du kanntest bisher nur Sattel, Trense und Longe (so dachte ich, denn durch einen Zufall stellte sich ein Jahr nachdem ich dich gekauft hatte raus, dass du bereits geritten und gesprungen wurdest und dich einige «Profis» ausprobiert haben).

Zwei Wochen, nach dem du zu mir gekommen warst, holte ich dich vom Paddock. Du warst lahm, du konntest kaum laufen. Dein linker Hüfthöcker hing 10 cm tiefer als dein Rechter. Ich brachte ich dich in die Klinik. Diagnose Hüfthöckerabriss (zum Glück war nicht mehr gebrochen). Die Tierärztin sagte mir, dass du jetzt sechs Wochen ruhig in einer Box stehen musst. Was sollte ich jetzt tun?

Wir hatten einen Offenstall und ich wollte keine Experimente machen, also brachte ich dich zu einer guten Freundin, nach Sachsen-Anhalt. Ich wusste, da wirst du gut versorgt, hast genügend Pferde um dich herum und die ganze Familie wird sich täglich um dich kümmern. Du hast das so toll gemacht und hast dein Leid mit Fassung ertragen. Nach den 6 Wochen durftest du zwei Monate dein Leben auf der Wiese genießen. Kein Stress, keine Anforderungen nur Pferde und große Weiden in Sachsen-Anhalt.

Nach den zwei Monaten, habe ich angefangen mit dir zu arbeiten. Ich habe dich dann wieder mit nach Hause genommen. Diesmal hast du dich schnell wieder eingelebt. Das Reiten funktionierte nicht gut. Du bist gerannt und zudem hast du immer häufiger geklemmt. Dein Kopf blieb starr an einer Position. Von Tag zu Tag wurde es schlimmer, du fingst an an der Longe zu bocken, sobald ein Sattel auf dir lag. Ich holte den Sattler und die Osteopathin zum Wiederholten Male. Als ich mich zum Probereiten des neu gepolsterten Sattels auf dich setzte, passierte es. Kaum saß ich auf dir fingst du an zu blocken, so brachial, dass ich schwer von dir gestürzt bin.

Für mich war klar, dass du nicht einfach so bockst, sondern Schmerzen haben musst. Ich holte diverse Tierärzte, Osteopathen, Pseudo-Pferdefachleute (wie sich später heraus stellte) usw. Ich war verzweifelt, keiner konnte dir helfen.

Von Bekannten wurde mir dazu geraten, dich zu verkaufen oder einschläfern zu lassen. Das kam für mich nicht in Frage. Ich brachte dich in eine Klinik, die eine Szintigraphie von dir gemacht haben und deinen Rücken geröngt haben. Du hattest eine Muskel-und Nervenentzündung im Lendenwirbelbereich. Sie gaben dir Spritzen in den Rücken, damit du schmerzfrei wirst. Ich sollte dich danach anfangen zu longieren. Du warst aber nicht Schmerzfrei.

Du sahst traurig aus, wurdest immer dünner. Ich wusste nicht mehr weiter. Meine Freundin erzählte mir von Familie Schöneich. Sie erzählte mir von den Kursen, die sie bei Herrn Schöneich mit ihrem Pferd gemacht hatte und wie gut es den Pferden getan hat. Ich informierte mich etwas im Internet und nahm schnell Kontakt mit Frau Rachen-Schöneich auf. Sie hat mir alle meine Fragen beantwortet und mir dazu geraten, dich erstmal in Ruhe zu lassen bis du zu ihnen kommst.

Am 05.01.2019 war es soweit, wir brachten dich Häufchen Elend zu Familie Schöneich. Ich wusste nicht was uns erwartet, ich war wahrscheinlich genauso aufgeregt wie du. Als wir auf den Hof fuhren, wurden wir sehr freundlich begrüßt. Du durftest direkt in eine Box, um zu fressen und dich zu akklimatisieren. Erst nach ein paar Stunden bist du dann in den Offenstall gekommen, wo schon zwei Stuten auf dich warteten. Du durftest dich jetzt zwei Tage von der Fahrt erholen, bevor die Analyse stattfand.

Auch die Tierärztin Frau Küppers und der Zahnarzt kamen schnell zu dir. Du hattest nicht nur eine Muskel-und Nervenentzündung im Rücken, du hattest auch starke Magenbeschwerden und einen implizierten Wolfzahn. Ich blieb eine Woche bei dir und wusste, dass ich dich beruhigt bei Familie Schöneich lassen konnte.

Bereits nach einer Woche Schiefentherapie und guter Fürsorge sahst du schon besser aus. Ich fuhr wieder nach Hause. Ich bekam regelmäßig Videos von dir und deine Behandlung wurde mit mir stets abgesprochen. Es war ein rundum Sorglospaket.

Schnell war aber klar, dass zwei Monate nicht ausreichend sein würden. Du warst so vielen Menschen ans Herz gewachsen und hast so viele Menschen mit deiner Geschichte bewegt, dass sie sich an deinem Aufenthalt beteiligten. So waren wir in der Lage, dich vier Monate bei Familie Schöneich zu lassen. Du wurdest zwei Monate longiert. Danach solltest du lernen dich an der Longe unter dem Sattel zu bewegen. Dein Satteltrauma könntest du mit viel Ruhe und Unterstützung von Herrn Schöneich bewältigen. Du hast danach gelernt dich unter dem Reiter mit aufschwingendem Rücken zu bewegen.

Nach dreieinhalb Monaten kam ich zu dir. Ich wollte lernen, dich weiter nach Schöneichs Konzept zu arbeiten. Und was soll ich sagen, ich habe dich kaum wiedererkannt. Du warst ein Pferd geworden, selbstbewusst, hattest ein offenen Blick und warst so menschenbezogen. Leichtfüßig Wie ein Athlet könntest du dich unter dem Sattel bewegen. Jetzt fing die Arbeit auch für mich an,denn nicht nur du hattest ein Trauma, sondern auch ich.

Frau Rachen-Schöneich fing an mit uns gemeinsam zu arbeiten. Puh, war das eine Überwindung auf dich zu steigen. Ich hatte Angst, große Angst. Den Tränen nahe überwand ich mit Hilfe von Frau Rachen-Schöneich und Herren Schöneich meine Angst. Von Tag zu Tag wurde es leichter. Heute kann ich sagen, du bist ein gesundes Reitpferd und ich kann ohne jegliche Angst auf dich steigen. Es macht großen Spaß mit dir und ich hoffe du wirst mich noch sehr sehr lange begleiten.

Vielen vielen Dank für ALLES, Familie Schöneich und allen Teammitgliedern. Danke, dass Sie uns so geholfen haben und uns auch nach dem Aufenthalt bei Ihnen immer noch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Danke, dass Sie an Casimir und mich geglaubt haben!!!