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Flashdance, 6, Hannoveraner

Der Fehler im System

Auf der Suche nach einem eigenen Pferd mit sportlichen Ambitionen kaufte ich

im Sommer 2024 einen 2019 geborenen Hannoveraner-Wallach namens

Flashdance (von Floris Prince aus einer Quaterback-Mutter) direkt vom

Züchter. Der Züchter verkaufte Pferde sowohl ins europäische als auch ins

amerikanische Ausland und bekam im Laufe seiner Tätigkeit als Züchter für

einen selbst gezogenen Hengst den Weltmeyer-Preis. Die

Aufzuchtsbedingungen und das Handling der Pferde vor Ort machten einen

hochprofessionellen und liebevollen Eindruck. Ich war mir also sehr sicher dort

einen gesunden, sportlich ambitionierten, aber dennoch amateurtauglichen

Partner aus der Hand eines verantwortungsbewussten Züchters und fairen

Geschäftspartners zu kaufen.

Der Züchter begann aufgrund seines Alters den Pferdbestand komplett zu

verkaufen und da Flashdance von einem Sportstall bereits abgelehnt wurde,

bot er mir diesen vierjährigen Wallach an. Flashdance hatte einen starken

Ausdruck, war aber im Umgang völlig unkompliziert. Beim Probereiten war er

für ein vierjähriges Pferd natürlich nicht losgelassen, klapperte mit den Zähnen

und lief rechte Hand unsicher. Dennoch war das Reitgefühl einzigartig. Eine

große AKU war unauffällig. Ich lies zusätzlich jedoch die gesamte Oberlinie

röntgen. Dort zeigten sich an diesem vierjährigen Pferd Facettengelenks-

Arthrosen an C6/C7. Da Flashdance nicht klinisch auffällig war, kaufte ich den

Wallach.


Wo ist der Fehler im System?

Das ist die große Frage, die ich mir seit Übergang gestellt habe und auf die ich

in den folgenden 1,5 Jahren von diversen zur Rate gezogenen Pferde-

Fachleuten (Haustierarzt, Orthopädischer-Fachtierarzt einer Klinik,

Sattelmeister, Physiotherapeut, Pferdewirtschaftsmeister, A-Trainer und FN-Bereiter,

Hufschmied usw.) keine Antwort bekommen habe. Bei mir Zuhause

entwickelte sich Flashdance zum „Montags-Pferd“. Jede Woche zeigte er

etwas anderes.

- Taktunreinheit bis hin zu diffuser Lahmheit

- kein Muskelaufbau trotz entsprechenden altersgerechtem Trainingsplan bis

hin zur Muskelsteifheit und Kreuzverschlag ähnlichen Symptomen

- Fehlende Losgelassenheit bis hin zu Widersetzlichkeit bei Stellung und

Biegung
- Probleme beim Bergabgehen bis hin zu Stürzen auf die Hinterhand
- Probleme beim Hufe geben vorne rechts bis hin zu einer einseitigen
Fehlstellung des Vorderhufes mit eingezogenen Trachten und nach innen
gedrehter Zehe
- Empfindlich beim Putzen, auf Berührungen, widersetzlich bei
physiotherapeutischen Behandlungen

Auf alle diese Symtomatiken konnte ich und meine diversen Pferdefachleute
keinen Reim machen. Ich war permanent auf der Suche nach dem Fehler im
System. Ich habe zwischenzeitlich einen höheren 4-stelligen Betrag für die
Diagnostik ausgegeben und der gesundheitliche Zustand des Pferdes rieselte
wie Sand unaufhörlich durch meine Finger. Ich war nicht in der Lage diese
Abwärtsspirale aufzuhalten. Reiterlich kamen wir irgendwann nicht weiter, da
es immer Probleme mit Taktunreinheiten gab. Finanziell, aber vor allen Dingen,
emotional wollte und konnte ich dieser Entwicklung nicht weiter zuschauen.
Nach einem Klinikaufenthalt zur Abklärung der zuvor genannten Symptome
empfahlen mir mehrere Tierärzte das Spritzen von Hals und Rücken und fügten
schon fast beruhigend an, dass ich danach sofort wieder reiten könne.

Das Spritzen von Kortison stellt nur eine reine Behandlung der Symptome dar
und kann die zu Grunde liegenden Ursachen langfristig nicht beheben. D. h. es
ist absolut vorhersehbar und unumstößlich, dass die zuvor genannten
Symptome immer wieder zum Vorschein kommen, dass sich irgendwann
degenerative Veränderungen in Form von Arthrosen oder Sehnenschädigungen
einstellen. Es war für mich deshalb wichtig, die Ursache für die beschriebenen
Symptome auszumachen, um Flashdance langfristig helfen zu können.

Aufgrund einer eigenen muskulär bedingten Rückenverletzung wusste ich
ferner, dass sich durch eine reine symptomatische, medikamentöse
Behandlung zwar eine schnelle Besserung einstellt, eine langfristige Heilung
aber nur durch das korrekte Trainieren von Muskeln stattfinden kann, damit
sich Fehlhaltungen gar nicht erst festigen und gesunde Bewegungsmuster
wieder im Körper verankern können.

Ursachensuche abseits bekannten Pfaden


Im Winter 2024 begann ich mich schließlich eigenständig und unabhängig von
den Meinungen anderer auf die Ursachensuche zu begeben. Ich stieß auf eine
Facebook-Gruppe zum Thema ECVM und las immer wieder davon, dass viele
Pferdebesitzer ihren Pferden mit „Tensegralen Training“ oder der
„Schiefentherapie“ helfen. Und auch davon, dass es aktuell leider viel zu wenig
Tierärzte in Deutschland gibt, die sich mit den Problemen von ECVM und
PSSM2-Pferden auskennen, geschweige denn dies überhaupt korrekt
diagnostizieren können. Ich bat eine, der führenden Tierärztin im
deutschsprachigen Raum, um eine ärztliche Zweitmeinung der Röntgenbilder
aus der Klinik und erhielt die Befundung ECVM an C6/C7, Lamina an C6
fehlend, Transposition der Lamina an C7.


Letzte Chance: Die Schiefentherapie


Jetzt hatte ich zwar eine Diagnose, kannte aber dennoch keinen langfristigen
Lösungsweg. Da ich inhaltlich überhaupt keinen Zugang zum Tensegralen
Training bekam, verfolgte dies nicht weiter. Der theoretische Ansatz der
Schiefentherapie hingegen machte vor dem Hintergrund der klassischen
Reitlehre, in Bezug auf das modern gezüchtete Pferd so viel Sinn, dass ich in
jedem Satz des Buches „Die Kraft der Diagonale“ mein Pferd und unsere
Probleme wiederfand. Ich war euphorisch und mehrere Wochen schlaflos, weil
sich mir auf einen Schlag alle Probleme meines Pferdes ursächlich und
lückenlos logisch erschlossen. Ich verstand, warum die Fachleute, die ich
bisher zu Rate gezogen hatte, keine Antwort auf meine Fragen hatten und
meinem Pferd nicht helfen konnten. Zum ersten Mal hatte ich die Hoffnung,
dass mein inzwischen fünfjähriges Pferd doch noch ein langfristig gesundes
Reitpferd werden kann. Aufgrund des Buches verstand ich, dass alle seine
Probleme ursächlich auf einem in die Schiefe abgesackten Rumpf und die
dadurch entstehende kompensatorische Muskulatur beruhen. *1

*1 Wenn seitens von bekannten Tierärzten und Therapeuten empfohlen wird diese
kompensatorische Muskulatur nicht zu lösen, weil sie dem Pferd angeblich dabei helfen
sich zu stabilisieren, dann sollte man diese Fachleute mal fragen, welche Folgen
kompensatorische Muskulatur haben. Die Antwort ist: Eine degenerative Veränderung. Ich
kann nur jeden Pferdebesitzer darin bestärken, sich mit dem Fakt auseinander zu setzten,
dass degenerative Veränderungen wie Arthrosen nicht einfach „vom Himmel fallen“,
sondern ihre Ursachen haben. Die Ursache findet sich häufig in der Art und Weise, wie wir
unsere Pferde ausbilden und trainieren. Eine langfristige Besserung kann ausschließlich nur
durch den biomechanisch korrekten Einsatz und Training von Bewegungsmuskulatur
entstehen. Dafür müssen wir aber unsere bisherigen Trainingsmethoden reflektieren und
uns fragen, ob diese den modernen Pferden noch gerecht werden können.

Nach dem ersten Kontakt zum Ehepaar Schöneich war sofort klar, dass
Flashdance dort zum Trainingsaufenthalt kommen muss. Schöneichs haben
sehr viel Erfahrung mit Problem-Pferden wie meines und schauen sich vorab
zusammen mit der vor Ort tätigen Tierärztin medizinisch jedes Pferd genau an,
um herauszufinden, ob die Schiefentherapie wirklich zum Erfolg führen kann.
Ich war anfänglich dennoch misstrauisch, weil die Schiefentherapie zu einfach
und zu schön klingt, um wahr zu sein. Denn sie verspricht:

- Keine weiteren medizinischen Behandlungen in Form von Spritzen
- Eine Trainingsmethode, die mich als Besitzer befähigt zuhause nahtlos weiter
zumachen


Die Veränderungen


Nach nicht mal zwei Wochen zeigte mein Pferd erste Veränderungen des
Stoffwechsels. Er bekam kurzzeitig Ausschlag entlang der Oberlinie,
veränderte seine Fellfarbe, verlor Hungerhaare am Bauch. Beim Longentraining
verstand er immer besser die neuen Bewegungsmuster umzusetzen. Das
Potential dieses Dressurpferdes wurde immer klarer. Das ganze Pferd wurde
von Besuch zu Besuch schöner, muskulöser, sicherer, zugänglicher und
motivierter. Nur ein ca. 10 Minuten Longentraining und angepasste Fütterung
machten einen riesengroßen Unterschied aus.

Herr Schöneich begrüßte mich stets mit den Worten: „Haben Sie noch eine
Frage?“ In diesen ersten Wochen habe ich viel mit Herrn und Frau Schöneich
über die Inhalte der Schiefentherapie gesprochen, meine Beobachtungen kund
getan und von alten Problemen berichtet. Ich wurde mit meinen Sorgen zu
jeder Zeit ernst genommen. Familie Schöneich sind auch besonders die
Trainings- und Haltungsbedingungen bei mir vor Ort wichtig, um sicher zu
stellen, dass die bei ihnen erzielten Ergebnisse bestmöglich erhalten und
ausgebaut werden können.

Nach ca. 2 Monaten war die vorbereitende Longenarbeit abgeschlossen. Das
Übertragen der neuen Bewegungsmuster auf das Reiten stand an. Dies wurde
behutsam und sehr kleinschrittig vollzogen: Zuerst an der Longe im Roundpen
und danach in der Halle. Erst als Flashdance auch beim Reiten seine neuen
Bewegungsmuster anbot, wurde ich ins Reittraining einbezogen. Ich war von
dem Reitgefühl, dass mir dieses stolze Pferd mit seinen kraftvollen
Bewegungen gab, völlig überwältigt.

Ganzheitliche Betreuung durch die Fachleute im Team


Neben der täglichen Arbeit, die Familie Schöneich oft über die „normalen“
Arbeitszeiten hinaus leistete, gibt es eine Team, das mit ihrem Fachwissen
einen großen Teil zum Gelingen der Schiefentherapie beitrugen. Den hohen
Anspruch, den Familie Schöneich an ihre eigene Arbeit stellen, erwarten sie
auch von ihrem ganzen Team (Stallhelfer, Tierärzte, Heilpraktiker,
Chiropraktiker, Bereiter, Huforthopäde und Hufschmied, Sattler uvm.). Deshalb
stand für jedwede Frage ein kompetenter Ansprechpartner seines Faches zur
Verfügung. Mit ihnen allen wurde der Ausbildungsweg meines Pferdes
diskutiert und gemeinsam reflektiert. Egal um welche Fragestellung es ging,
Familie Schöneich hatte immer die passende Fachperson an der Hand.

• Die Stallhelfer vermittelten durch ihren ruhigen und liebevollen Umgang den
Pferden stets Sicherheit und packen immer dort an, wo gerade Hilfe benötigt
wird
• Der Chiropraktiker behandelt dort, wo bisherige manuelle Therapien gar nicht
erst angesetzt haben, an der Brustwirbelsäule
• Der Bereiter war stets fair und geduldig im Abfragen der neuen
Bewegungsmuster. Mir wurden in den Unterrichtseinheiten sehr detailliert die
Wirkweise der Hilfengebung und die Umsetzung der Schiefentherapie von der
Longenarbeit in den Sattel erklärt


Ausblick


Nach 5 Monaten Training hole ich mein Pferd wieder ab. Ich freue mich auf
unseren weiteren Weg. Ich freue mich darauf ihn und mich weiterzuentwickeln.
Ich freue mich auf ein gesundes Pferd und darauf, dass dieses tolle Hobby
wieder Leichtigkeit und Ausgleich zum Alltag bringt.

Familie Schöneich verabschiedete mich mit den Worten: „Jetzt beginnt die
Zukunft für Sie und Ihr Pferd.“ Und genau das tut es. Herzlichen Dank, dass
wir ein Teil Ihres Schaffens sein durften. Sie und Ihr ganzes Team kennenlernen
zu dürfen war eine bereichernde Erfahrung für mich.

Wir brauchen keinen Spezialbeschlag, keinen Maß-Sattel, keine Highend-
Gebisse und aber vor allen Dingen keine Spritzen in Muskeln. Wir brauchen ein
Training, das versteht, welche Auswirkungen die Ausbildungsskala auf das
moderne Pferd hat.

„Lieber Herr Schöneich, ich habe noch eine letzte Frage an
Sie: Wann hört man endlich auf, moderne Pferde durch die
starre Abfolge der Ausbildungsskala krank zu machen?“

Herzliche Grüße,
Christin und Flashdance