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Galizius, 19 Jahre, Lettisches Warmblut

Mein Wallach Galizius ist seit nunmehr 15 Jahren in meinem Besitz. Er war immer bemüht, doch fiel es ihm aufgrund seiner körperlichen Konstitution sehr schwer, den Ansprüchen, die an ein Dressur- bzw. Reitpferd gestellt werden, gerecht zu werden. So kam es, dass Galizius stets zu Anfang der Trainingseinheit mit Schlaufzügeln oder wenigstens mit einem Martingal geritten wurde, damit er wenigstens ansatzweise den Hals fallen gelassen hat.

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich stets unter professioneller Anleitung geritten bin. So war Galizius die ersten fünf Jahre, die wir miteinander verbracht haben, in Vollberitt bei einem namhaften Trainer, und dennoch konnten wir das bestehende Problem nicht beheben. Mir kamen schon sehr früh Zweifel ob das der richtige Weg für mein Pferd ist, denn er zeigte zwar stets eine gewisse Gehfreudigkeit in der Arbeit, jedoch die richtige Freude ließ doch mit unter auf sich warten. So habe ich mir Gedanken gemacht, was es zu verändern gilt und wie dies umgesetzt werden kann. An dieser Stelle fehlte jedoch stets das professionelle Know-how, denn ich hörte immer die gleichen Antworten. Beispielsweise, dass das Pferd nur ordentlich durchgeritten und durchgestellt werden müsse, dann würde er schon nachgeben. Aber mit dieser Aussage war ich nie so recht zufrieden und ich habe weitergesucht - bis ich dann im Frühjahr 2013 auf der Equitana in Essen endlich fündig geworden bin…

Dort habe ich zufällig einen Vortrag von Herrn Klaus Schöneich gehört und ich hatte ein regelrechtes Aha-­Erlebnis. Endlich hat jemand die Dinge in Worte gefasst, die mir schon seit Langem im Kopf rumspukten, und ich wurde neugierig. Im Anschluss an diesen Vortrag habe ich mich dann noch sehr lange mit Herrn Schöneich unterhalten und ihm von meinem Pferd und unseren gemeinsamen Problemen berichtet. Im Gespräch wurde ziemlich schnell klar, dass er sehr deutlich wusste, wovon ich spreche, und ich offenbar nicht die erste Person war, die mit diesem Problem an ihn herangetreten ist. Dieses Gespräch hat mich dann in den folgenden Tagen nicht mehr losgelassen, und ich wollte unbedingt mehr über diese Methode erfahren. Kurzum habe ich mir das Buch von Herrn und Frau Schöneich gekauft und es förmlich verschlungen.

Danach habe ich mich zu einem Kurs, den Herr Schöneich ganz in meiner Nähe abgehalten hat, angemeldet. Nachdem ich dort gesehen habe, wie deutlich sich die teilnehmenden Pferde innerhalb von nur drei Tagen verändert haben, war die Entscheidung sehr schnell getroffen, meinen Wallach trotz seiner schon 19 Jahre zu Schöneichs in das Zentrum für ARR zu bringen. Und so nahm die (Ver-)Wandlung meines Pferdes ihren Lauf… Schon innerhalb der ersten vier Tage konnte ich sehr deutlich sehen, wie sich mein Pferd in seinen Bewegungsabläufen verändert hat. Dann bin ich erst einmal wieder nach Hause gefahren und habe Galizius erst drei Wochen später wieder gesehen. Die Veränderung war enorm. Nach weiteren zwei Wochen bin ich erneut zu Besuch gekommen und mein Pferd hatte sich abermals verändert. Außerdem war er nun schon in Stufe 2 seiner Ausbildung angelangt und wurde auf die Arbeit im Sattel vorbereitet.

Jetzt kam ich auch wieder ins Spiel. Zum einen habe ich gelernt, wie ich Galizius zukünftig am Kappzaum longieren soll, und viel wichtiger, wie ich mit ihm in Zukunft unter dem Sattel umgehen sollte. Der veränderte Bewegungsablauf meines Pferdes hat mich salopp gesagt regelrecht vom Hocker gehauen. Noch mehr habe ich gestaunt, als Herr Schöneich während einer Reitstunde zu mir sagte: «So jetzt wechseln Sie durch die Bahn und beim erreichen des Hufschlages lassen Sie ihn einfach einen fliegenden Wechsel springen.» Meine Antwort auf diese auf Forderung war: «Wie bitte?» Herr Schöneich wieder: «Ja machen Sie einfach!» Und ich hab einfach gemacht und mein Pferd hat auch einfach gemacht und sprang einen astreinen fliegenden Galoppwechsel im Alter von 19 Jahren, obwohl er dazu bisher nie in der Lage gewesen war. An dieser Stelle soll kein falscher Eindruck entstehen. Ich möchte damit nicht sagen, dass Schöneichs aus jedem Feld-­und-Wiese­n-Pferd einen Grand-Prix-­Kandidaten machen können. Vielmehr ist es aber im Bereich des Möglichen, dass ein Pferd weit über das bisher gedachte Vermögen hinaus geritten werden kann, wenn es nach abgeschlossener Schiefen-Therapie über die notwendige Kraft und Losgelassenheit in der Rückenmuskulatur verfügt, um solche Anforderungen - in meinem Fall den fliegenden Galoppwechsel - zu bewältigen.

Das ist nun ein Jahr her und ich bin wieder im Zentrum für ARR. Diesmal aber vorwiegend, um meinen Junghengst anlongieren zu lassen. Da Galizius aber ohnehin als Begleitpferd mitgefahren ist, haben wir kurzerhand die Möglichkeit zum Training benutzt. Ehrlich gesagt hatte ich einigermaßen Bauchschmerzen bevor ich nach Bedburg-­Hau gefahren bin, da ich mir doch einige Gedanken darüber gemacht habe in welchem tatsächlichen Zustand sich mein Pferd nun ein Jahr später befindet. Denn auch, wenn ich bislang mit dem äußeren Erscheinungsbild sehr zufrieden gewesen bin, neigt man doch selbst zu Betriebsblindheit.

Umso mehr hat es mich gefreut, dass sowohl Herr Schöneich als auch seine Frau mit meinem 20-­jährigen Galizius mehr als zufrieden waren und mir versichert haben, dass es mir gelungen sei, den Trainingszustand meines Pferdes nicht nur zu halten, sondern sogar zu steigern. An dieser Stelle möchte ich mich in aller Form bei Herrn und Frau Schoeneich bedanken, dass sie mir gezeigt haben, dass es richtig war, an das Potenzial meines Pferdes zu glauben, und dass sie Galizius und mir die Freude an der gemeinsamen Arbeit zurückgegeben haben. Vielen Dank!

Anna Luisa Geisler
Bedburg-Hau, November 2014