Uphill x Jazz, 9, KWPN
Ich habe einen KWPN Wallach (Uphill x Jazz), der dieses Jahr 9 Jahre alt geworden ist. Gekauft habe ich ihn als dreijährigen Hengst. Damals war er ca. 1,63 cm. Da ich keinen Hengst haben wollte, habe ich ihn drei Monate nach dem Kauf legen lassen. Er hat sich von Anfang an unterm Sattel sehr anständig benommen und alles mitgemacht. Ich bin auch gleich in einen Stall mit Beritt gegangen. Auf keinen Fall wollte ich bei dem jungen Pferd etwas falsch machen. So bin ich immer unter Aufsicht geritten. Er hat sehr schnell gelernt und war immer sehr bewegungsfreudig. Die Probleme sind erst gekommen als er, ein paar Monate nach dem er gelegt worden war, das Wachsen angefangen hat. Auf einmal konnte er nicht mehr richtig laufen. Er wollte sich auch nicht mehr bewegen. Weder unter dem Reiter noch an der Longe. Er hat geklemmt, den Rücken hochgedrückt und sah auch sehr unglücklich aus. Er ist dann bis 7-jährig 9 cm gewachsen und ist heute 1,72m. Die Phasen des «Nicht-gehen-wollen» dauerten immer ein paar Monate und dann auf einmal lief er wieder. Diverse Untersuchungen einschließlich eines Szintigramms hatte ich in der Zwischenzeit bereits hinter mir. Das Szintigramm ergab keine wirklich eindeutige Diagnose. Alle Röntgenbilder, die ich von Knien, Hufen, Sprunggelenk, Hals etc. habe machen lassen, waren immer ohne Befund. Nach der Szinti in der Klinik war die Vermutung, dass er ein Problem mit dem Tarsometatarsalgelenk hat. Sicherlich hatte er dort ein Problem, aber mittlerweile glaube ich nicht mehr, dass das die Ursache seiner Probleme, sondern nur eine Folge war.
Da in der Klinik dann «sicherheitshalber» nicht nur das Sprunggelenk, sondern auch die Knie und der Rücken mit gespritzt wurde, kann ich heute nicht mehr sagen, was den wirklich geholfen hat. Aber nach der Behandlung fing er wieder an sich zu bewegen. Auffallend bei allen Ausfällen war, dass er – seit ich ihn habe – er keinen Sommer gelaufen ist. Spätestens im Mai ist er ausgefallen. So auch im Jahr 2020. Ich hatte ihn im November 2019 wieder ans Laufen gebracht – nachdem er im Sommer wieder seine schlechte Phase hatte. Er lief dann von November 2019 bis zum 26.04.2020. An dem Tag bin ich geritten und ich merkte schon, dass er sich sehr schwer tat, aber leider habe ich an diesem Tag nicht aufgehört, sondern ich wollte ihn «darüber reiten», was ein totaler Fehler war, weil er nach diesem Tag wieder nicht mehr laufen wollte.
Ich habe dann viel longiert – aber auch da hat er immer wieder angehalten, den Rücken hochgedrückt und wollte nicht mehr laufen. Es gab immer wieder Tage an denen ich dachte es wird besser, aber dem war leider nicht so. Das ging den ganzen Sommer so und ich wurde immer unglücklicher. Einige aus dem Stall sagten, lass ihn doch bereiten, vielleicht wird es dann besser. Aber das wollte ich nicht, weil ich Angst hatte, dass er dort vielleicht erst recht «durchgedrückt» wird und ich ihn dann nach ein paar Monaten wieder bekomme mit der Aussage, dass das Pferd ein Problem hat und er nicht reitbar ist. Ich wollte auch kein Pferd, dass keinen Spaß an der Arbeit hat und bei dem ich jeden Schritt nur «rausquetschen» muss. Für mich war klar, wenn so Reiten aussehen soll, dann möchte ich nicht mehr reiten, dann werde ich mein Pferd weiter als Zirkuspferd ausbilden, denn daran hat er immer Spaß.
Ich hatte immer wieder verschiedene Tierärzte da, aber keiner hatte eine Idee. Auch die mehrfache Behandlung durch Osteopathen und Chiropraktiker sowie mit Equitron hat keinen Erfolg gezeigt. Ein Tierarzt sagte mir, dass er glaubt, dass das Pferd sehr lange brauchen wird, um aus diesem Zustand rauszukommen und dass ich das nicht alleine schaffen werde, er mir aber auf keinen Fall empfehlen könnte, mein Pferd in Beritt zu geben. Dieses Pferd müsste in der nächsten Zeit nur longiert werden und dann dürfte man langsam anfangen mit reiten. Nach dieser Aussage war mir klar, dass ich Hilfe brauche, aber ich wusste nicht wo und wie, bis mir eine andere Pferdebesitzerin von Schöneichs erzählt hatte. Da hätte sie vor 12 Jahren mal einen Kurs mit Ihrem Pferd besucht und von dem war sie heute noch sehr begeistert. Also habe ich noch am gleichen Abend gegoogelt und ihn tatsächlich gefunden. Im Internet gab es Videoaufzeichnungen und auch Berichte über seine Arbeit. Da sich sein Stall in Goch befindet, was ca. 80 km von meinem Stall entfernt ist, war für mich klar, dass ich dort auf jeden Fall vorstellig werden könnte, um mir den Stall anzusehen.
Nach einem kurzen Telefonat mit Hr. Schöneich habe ich einen Termin zu einer Analyse vereinbart. Gelesen hatte ich schon, dass in diesem Zentrum in der Regel die Pferde landen, die nicht mehr laufen, für die es aber auch keine wirklichen Befunde in den Kliniken gibt.
In dem Zentrum wurde mein Pferd zunächst auf der Stallgasse begutachtet. Das war für mich sehr frustrierend, weil das, was ich auch gesehen habe, wurde dann nochmal deutlich ausgesprochen. Mein Pferd hatte einen deutlichen Unterhals, wenig Muskulatur auf dem Widerrist und die Hinterhand war auch schlecht bemuskelt. Dann wurde das Pferd in einen kleinen Longier Zirkel geführt und dort am Kappzaum longiert. Dabei wurden seine Bewegungen mit der Kamera aufgenommen. Die Aufnahmen haben wir uns danach gemeinsam angesehen. In einem kurzen Vortrag wurde mir das Konzept der Schiefen-Therapie erläutert, bei dem das Pferd vom Fluchttier und zum Athleten ausgebildet wird, weil nur das athletische Pferd wirklich in der Lage ist einen Reiter zu tragen. Mein Pferd sah zu diesem Zeitpunkt aus wie ein Fluchttier und nicht wie ein Athlet. Allerdings wusste ich auch nicht, wie ich alleine aus dieser Situation herauskommen sollte. Der Stall von Schöneichs gefiel mir. Die Pferde kamen jeden Tag vormittags auf die Wiese (und nicht nur auf einen Paddock) hatten große Boxen und das Heu und Stroh sahen auch sehr gut aus. Außerdem hatte ich bei meinem Besuch von Anfang an das Gefühl, dass es in diesem Stall nur um das Wohlergehen der Pferde ging.
Somit entschied ich mich mein Pferd für zwei Monate in das ARR Zentrum zu stellen. Der Weg, den mir Schöneichs aufzeichneten war ein anderer, als der eines Beritt Stalls. Sie betonten auch immer, dass sie keine Reitweisen lehren, sondern dass ihre Arbeit darin besteht, die Pferde – mit ihrer speziellen Schiefen-Therapie – geradezurichten, damit sie athletisch werden und dadurch in die Lage versetzt werden einen Reiter zu tragen.
Anfang November war es soweit. Eigentlich wollte ich nicht jeden Tag nach Goch fahren, da es für mich aus beruflichen Gründen eine sehr hohe Belastung darstellen würde. Aber da ich sehr mit meinem Pferd verbunden bin und ich wissen wollte, wie mit meinem Pferd gearbeitet wird, fuhr ich dann doch fast jeden Tag in das 80 km entfernt liegende Goch.
So sah ich zu wie mein Pferd longiert wurde. Am Anfang konnte ich mir nicht vorstellen, dass die Arbeit auf so einem kleinen Kreis tatsächlich etwas Positives bringen sollte. Aber Schöneichs erklärten immer, wenn ich da war, worauf ihre Schiefen-Therapie basiert und wie sie ihr Ziel durch diese Arbeit erreichen. Ich lerne die Händigkeit meines Pferdes kennen (er ist Linkshänder) und wie wichtig es ist den Hals «von der Schulter» zu lösen. Nur wenn der Hals sich unabhängig bewegt, dann wird das Pferd in die Lage versetzt, die Hinterhand zu benutzen und unter den Schwerpunkt zu treten. Die Arbeitseinheiten waren immer sehr kurz, was für mich anfangs auch schwer zu verstehen war. Aber tatsächlich konnte ich zusehen, wie sich die Muskulatur meines Pferdes veränderte. Die Muskulatur um den Widerrist hatte innerhalb von drei Wochen enorm zugenommen. Der Unterhals war auch deutlich zurückgegangen und was auch sehr auffallen war, dass er sich beim Halten immer geschlossener hinstellte. Vorher neigte er eher dazu die Vor- und Hinterhand weiter auseinanderzustellen. Drei Wochen nachdem ich dort war, wurde sein Beschlag verändert, was meinem Pferd sehr gut getan hat. Und in der vierten Woche wurde er noch durch einen Chiropraktiker behandelt.
Insgesamt ging es sehr gut voran und in der vierten Woche durfte ich mit longieren. Leider hat sich mein Pferd in der fünften Woche erst vertreten und bekam dann auch noch eine Kolik. Die Kolik war so schlimm, dass Schöneichs mein Pferd abends noch in die Klinik gefahren haben. Dort hat er dann drei Tage gestanden. Zum Glück war keine OP erforderlich. Damit mein Pferd sich von der Kolik erst einmal erholt, habe ich ihn nach Hause geholt und damit die Arbeit für drei Wochen ausgesetzt. Hier waren Schöneichs sofort meiner Meinung und es war auch ihrerseits überhaupt kein Problem, die Therapie später fortzusetzen.
Anfang Januar haben wir die Arbeit wiederaufgenommen und es war so, als wäre die Pause meinem Pferd sehr gut bekommen. Er hat danach nochmal einen deutlichen Schub gemacht und sehr gut mitgearbeitet. Jetzt endlich sollte der Sattel aufgelegt werden. Die Arbeit von der Longe in den Sattel wird immer zuerst mit einem Westernsattel durchgeführt, weil hier die Auflagefläche größer ist und Schöneinchs mit diesem Weg die beste Erfahrung gemacht haben.
Ich hatte einen Sattel für mein Pferd, der angepasst werden sollte. Aber nachdem der Sattler da war und sich meinen Sattel angesehen hat, habe ich mich entschieden einen neuen Sattel zu kaufen. Auf keinen Fall wollte ich, dass mein Pferd durch seinen alten Sattel wieder irgendein Trauma hat und wir wieder in unser altes Muster zurückfallen. Die Betreuung bei dem Anpassen des Sattels durch Schöneich war wirklich hervorragend. Sie haben keine Ruhe gelassen, bis der Sattler den Sattel perfekt für mein Pferd angepasst hat und er damit ohne Blockaden laufen konnte.
Bevor ich mein Pferd in der Halle reiten durfte, habe ich auf meinem Pferd Sitzübungen gemacht um zu erkennen, wie ich mit meinem Sitz die Bewegungen des Pferdes beeinflusse. Und nachdem mein Pferd ein paar Mal durch den Bereiter geritten wurde, durfte ich auf mein Pferd und bekam Unterricht in einer kleinen Halle. In dieser kleinen Halle wird die Arbeit, die zuvor in dem Longier Zirkel erfolgt ist unter dem Sattel fortgesetzt. Dies hat zunächst nicht so funktioniert, wie ich es mir gewünscht habe, aber Schöneichs waren unermüdlich um mich so zu unterstützen, dass ich, wenn ich mit meinem Pferd nach Hause zurückkehre, ich ihre Arbeit auch fortsetzen kann. Somit bin ich eine Woche länger in dem Zentrum geblieben als ich geplant hatte.
Jetzt bin ich seit ca. 6 Wochen zu Hause und kann für mich und mein Pferd ein Fazit ziehen.
Zunächst einmal muss ich sagen, ohne Schöneichs, glaube ich nicht, dass ich es geschafft hätte, mein Pferd wieder zu reiten. Allerdings ist es auch nicht so einfach, die Arbeit alleine in der gleichen Art fortzusetzen. Obwohl ich fast jeden Tag in das Zentrum gefahren bin, um dort möglichst viel zu lernen und ich die Bücher «Die Schiefen-Therapie» und «Die Kraft der Diagonalen» in dieser Zeit gelesen habe, ist es sehr schwer in knapp drei Monaten so viel zu lernen, um es komplett alleine zu machen. Meine Absicht ist es daher, in regelmäßigen Abständen nach Schöneichs zur Kontrolle zu fahren. Leider war es in den vergangenen Wochen aus beruflichen Gründen (ich hatte viel aufzuholen) nicht möglich zu fahren und jetzt dürfen wir nicht fahren, weil zur Zeit der Herpesvirus grassiert und wir den Hof nicht verlassen dürfen. Aber sicherlich werde ich wieder hinfahren.
Es war auch nicht so, dass ich als ich nach Hause gekommen bin, alles easy war und ich locker los reiten konnte. Nein, aber ich arbeite jeden Tag daran, locker zu bleiben und mein Pferd so zu motivieren, dass es Spaß an der Arbeit hat. Meine Arbeit mit dem Pferd unter dem Sattel ist eine andere als an der Longe. Das Wichtigste beim Reiten ist für mich, dass wir beide locker bleiben und mein Pferd insbesondere seinen Hals entspannt, um dabei die richtige Rückenmuskulatur aufzubauen. Insgesamt ist eine positive Entwicklung zu erkennen. Mein Pferd kaut immer so stark, dass sein ganzes Maul dick voller weißem Schaum ist. Ich bin mit meinem Pferd noch nicht da, wo ich eigentlich hinwill, aber ich habe durch Schöneichs einen Weg gefunden, den ich gehen kann und dafür bin ich ihnen sehr dankbar.