← Zurück zur Übersicht

Die beiden Artisten auf dem Drahtseil

Frau Rachen Schöneich und Herr Schöneich zeigen hier einen faszinierenden Weg in zwei Stufen, unsere Pferde tragfähig und uns Menschen reitfähig zu machen. Durch ihre gymnastizierende Arbeit auf dem Kreisbogen gelingt es ihnen in kurzer Zeit, den Pferden die Vorderlastigkeit zu nehmen, sie geradezurichten, dadurch die Hinterhand zu aktivieren und so den Rücken zum Aufschwung zu bringen. Die zum Tragen des Reitergewichts benötigte Muskulatur kann sich entwickeln.

Fürs Pferd ist dies ein Balanceakt wie auf einem Drahtseil; und das auf einer gebogenen Linie! Das Resultat ist ein in sich ruhendes Pferd, das sich wohl fühlt in seiner Haut. Es ist ausgeglichen und strahlt Zufriedenheit aus. Die gesamte Muskulatur und damit das ganze Gebäude haben sich bis zu diesem Zeitpunk schon sichtbar verändert. Seine Bewegungen werden leichtfüssig und schwungvoll. Es trägt sich selbst. Sein ganzes Bewegungspotenzial kann sich entfalten. Ein neues Pferd! Auf dieser Basis können Sie alles aufbauen! Völlig unabhängig von Alter und Rasse Ihres Pferdes und der Disziplin, die Sie betreiben möchten. Denn diese Basis macht das Pferd tragfähig und stabil. Es ist gut vorbereitet und wird den Anforderungen als Reit- oder Fahrpferd gewachsen sein.

Weshalb nun aber sind unsere Pferde diesen grundlegenden Anforderungen oft doch nicht ganz gewachsen? Weshalb stoßen wir meist früher als uns lieb ist an Grenzen? Wo und woran scheitern wir? Weshalb dauern die Sternstunden der Reiterei bei uns nur Sekunden? Weshalb deckt sich das Reiten, das wir kennengelernt haben, nicht mit dem, was wir in den klassischen Reitlehren lesen? Und was heisst denn überhaupt «Reiten»?

Viele Pferdebesitzer sind wie Sie und ich auf der Suche nach Antworten und Lösungen. Die Angebote in der heutigen Zeit sind vielfältig, die Resultate früher oder später leider oft nicht befriedigend. An unserer Motivation kann es nicht liegen, sonst würden Sie diese Seiten nicht lesen. Uns fehlt schlicht und ergreifend eine saubere, bis ins Detail durchdachte Grundlage, deren Inhalt wir verstehen und nachvollziehen können und auf welche wir auch jederzeit zurückgreifen können, wenn die Situation es erfordert. Schiefenkorrektur und ARR geben uns sowohl die Antworten als auch die Lösungen, die wir suchen! Diese Basisarbeit kann uns auch auf höhere Aufgaben vorbereiten, sodass es uns gelingen wird, die klassischen Reitlehren und die großen Meister unserer Zeit besser zu verstehen.

Ich habe einen Traum: Eins mit dem Pferd, leichtfüßig und tänzerisch, und das mit einem Friesen. Sehr verwegen, ich weiss. Aber ich habe den festen Glauben an das Potenzial dieser Pferde. Die Frage, die ich mir immer wieder gestellt habe, ist, wie schaffe ich es, dass sie ihre Energie nicht unnötig verpuffen, sondern lernen, sie ganz gezielt einzusetzen?

Bei Frau Rachen Schöneich und Herrn Schöneich habe ich auf eindrückliche Weise die logischsten aller Erklärungen auf meine Fragen bekommen, wie ein Pferd funktioniert, weshalb sich ein Pferd so und so bewegt, mit welchen Kräften es konfrontiert wird etc.

Das faszinierende an ihrer Methode ist für mich eindeutig der zweistufige Aufbau: In der ersten Stufe kann sich das Pferd frei und ungezwungen aufbauen und entwickeln. Eine positive Veränderung ist schon nach kurzer Zeit sichtbar und das bloß mit Kappzaum, Longe und Fahrgerte in einem Roundpen! In der zweiten Stufe muss der Reiter erst einmal mit den Bewegungen seines «neuen» Pferdes vertraut gemacht werden. Der Unterschied zu vorher ist meist gewaltig. Sie beginnen auf einem qualitativ ganz anderen Niveau. Es ist eine neue Dimension! Sie werden von nun an von einem losgelassenen, nach oben schwingenden Rücken mitgenommen; ein wunderbares Gefühl! Die Energie fließt nun von hinten nach vorne durchs ganze Pferd hindurch. Mein Traum «eins mit dem Pferd» wird hier jeweils schon wahr!
Nun ist es am Reiter, die Hilfen aus der Longenarbeit zu übernehmen und sie dem Pferd vom Sattel aus zu erklären, damit es seinen Oberkörper auch mit dem Gewicht des Reiters auf seiner Hinterhand ausbalancieren kann. In der weiteren Entwicklung werden die Hilfen immer feiner und gehen ohne Kraftaufwand und mit Leichtigkeit durchs Pferd hindurch. Schlicht traumhaft!

Auch für den Reiter ist dies ein Balanceakt wie auf einem Drahtseil; ebenfalls auf gebogener Linie und in luftiger Höhe! Nicht daran zu denken, in welche Schwierigkeiten das Pferd kommen könnte, falls der Artist auf seinem Rücken sich nicht richtig ausbalancieren kann...

Um diese Arbeit erfolgreich zu gestalten, gilt es aus meiner Erfahrung einige ganz wichtige Aspekte zu beachten: Als erstes brauchen sie das richtige Werkzeug. Den gewünschten Effekt an der Longe erreichen Sie nur, wenn Sie in einem Roundpen arbeiten und den richtigen Kappzaum verwenden, der satt verschnallt sein muss!

Wird Ihr Pferd beschlagen, müssen es Tanzschuhe sein. Aus Eisen. Ja, die gibt es. Ein ganz entscheidender Moment ist der Übergang von der Longe in den Sattel. Ein gut sitzender Sattel, mit genügend Schulterfreiheit, ist hier von ausschlaggebender Bedeutung. Sonst ist ein Rückfall in alte Muster vorprogrammiert! Hüten Sie sich vor einer Zusammenarbeit mit Amateuren, die diese Arbeit nie richtig gelernt haben. Sie wird oberflächlich bleiben und nie die tiefgreifenden Möglichkeiten ausschöpfen können. Falsch ausgeführt, kann sie dem Pferd mehr schaden als nützen. Das Pferd, das von Natur aus ohnehin schon ein Bewegungskünstler ist, wird durch die Schiefenkorrektur noch beweglicher gemacht. Da der korrekt ausgeführte Bewegungsablauf anstrengend ist, wird es Schlupflöcher suchen, um sich der Arbeit zu entziehen und die Löcher vermutlich auch finden. Es wird einerseits versuchen, ihre Schwächen auszunutzen, andererseits kann es aber auch genau diesen Schwächen gegenüber hilflos ausgeliefert sein. Das ist sehr tückisch, trügerisch und gefährlich, weil die alten Muster und Gewohnheiten dann nicht mehr fern sind. Deshalb ist der Reiter als Artist gefordert, sein ganz besonderes Augenmerk auf seinen ausbalancierten Sitz zu legen, stets bestrebt zu sein, ihn zu verbessern und seine Hilfengebung zu verfeinern!

Es gibt vielfältige gute Gründe, mit der Schiefenkorrektur zu beginnen: Wenn Ihr Pferd noch roh ist, wenn es noch jung ist, ist es der ideale Einstieg schlechthin. Wenn Ihr Pferd anstrengend zu sitzen ist, es energielos geht, Sie ständig treiben müssen und das Gefühl haben, mit angezogener Handbremse zu reiten. Oder aber das Gegenteil: Wenn es Ihnen unter Ihrem Sitz davonrennt und Sie es manchmal nicht mehr kontrollieren können. Wenn Ihr Pferd älter wird, es etwas abbaut. Wenn Sie ein verdorbenes Pferd übernommen haben. Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Möglichkeiten Ihres Pferdes noch nicht ausgeschöpft sind. Wenn Sie im Sport das Optimum herausholen möchten. Wenn Ihr Pferd ernsthafte Probleme wie z. B. lockere Kniebänder hat. Wenn Ihr Pferd in eine Negativspirale geraten ist, aus der weder der Physiotherapeut noch der Osteopath noch der Tierarzt einen Ausweg findet. Es kann nicht sein, dass Sie ewig an etwas herumlaborieren, warten und hoffen und doch nicht weiter kommen. Es kann nicht sein, dass z. B. eine Korrektur zwei Jahre dauert. Sie müssen in nützlicher Frist etwas verändern. Schiefenkorrektur und ARR können Ihnen dies bieten.

Aus eigener Erfahrung mit meinen Barockpferden kann ich Ihnen sagen, dass es nie zu spät ist, damit anzufangen. Machen Sie einen Schnitt. Es mag für Sie im Moment wie ein Schritt zurück sein. Dieser Schritt lohnt sich jedoch, denn er wird Ihnen und Ihrem Pferd nur Vorteile bringen. Sie und Ihr Pferd bekommen eine zweite Chance, denn diese Arbeit kann die Negativspirale durchbrechen, in die Ihr Pferd geraten ist. Sie kann falsche Einflüsse vergessen machen, Ihr Pferd kann sich regenerieren und wird wieder Freude an seiner Bewegung bekommen. So schaffen Sie eine optimale Ausgangslage für einen Neubeginn.

Ich hoffe, dass von meiner Begeisterung ein Funke auf Sie übergesprungen ist. Einfach ist es nicht. Reiten ist ein lebenlanges Studium. Selbst die großen Meister sagen, dass ein Leben nicht ausreicht, alles darüber zu ergründen. Es geht uns allen gleich: Für unsere Pferde wollen wir nur das Beste. Deshalb ermutige ich Sie, nehmen Sie sich Zeit für eine intensive Auseinandersetzung und vertiefen Sie sich in diese Materie. Schauen Sie zu, beobachten Sie genau, schulen Sie Ihr Auge, damit Sie diesen Aufbau verstehen und in seiner ganzen Dimension erfassen können. Gelingt es Ihnen, diese Basisarbeit richtig umzusetzen, haben Sie einerseits eine gut gelegte Grundlage, auf die Sie bei auftauchenden Problemen jederzeit zurückgreifen können; andererseits haben Sie ein Handwerkszeug bekommen, das Sie befähigt, in höhere Sphären vorzudringen. Ihr Artist Pferd wird sein volles Bewegungspotenzial ausschöpfen können. Er wird Fröhlichkeit ausstrahlen, Freude an seiner Bewegung haben und engagiert mitarbeiten. Die Faszination des nach oben schwingenden Rückens, der Sie die Kraft und die Energie der Hinterhand spüren lässt, wird Sie nicht mehr loslassen. Das beglückende Gefühl, vom Pferd getragen zu werden, wird Ihnen eine tiefe Zufriedenheit geben und Sie auf Ihrem weiteren Weg beflügeln, egal, wohin er Sie führen wird.

Lassen Sie Ihre Sternsekunden zu Sternminuten und Sternstunden werden.
Das ist Reiten!

Eine Reiterin auf einem Lusitano bei Klaus Schöneich im Unterricht: Das gut bemuskelte Pferd zeigt einen kraftvollen Trab mit Lastaufnahme der Hinterhand. Die Zügelführung der Reiterin ist fein.
Das Ziel der Schiefen-Therapie® ist erreicht: Das geradegerichtete Pferd tanzt an feinen Hilfen unter seiner Reiterin. (Foto: Andrea Heimgartner)
Text: Irene Gut