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Westernsattel hilft Dressurpferden mit Satteltrauma

Der Sattel als Verbindungsglied zwischen Pferd und Reiter hat einen großen Anteil daran, ob sich ein Pferd unter dem Reiter wohl fühlt oder nicht. Viel zu oft sieht man Sättel, die die Bewegungsfreiheit der Schultern einschränken, den Trapezmuskel abklemmen oder nicht im Schwerpunkt liegen – um nur die häufigsten Mängel zu nennen. Auch Masssättel, die an Fehl- oder Kompensationsbemuskelung angepasst werden, können das Leid des Pferdes nur verstärken.

Takt, Schwung und Losgelassenheit als Grundfesten des gesundheitsschonenden Reitens rücken unter diesen Vorbedingungen in weite Ferne, was früher oder später in schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen wie Kissing Spine, Fesselträgerschaden, Hufrollensyndrom etc. enden muss. Deshalb sollte nicht nur jedes Pferd einen individuell angepassten Sattel erhalten, sondern muss das Pferd – unabhängig von Alter und Nutzungsweise – vor der Anfertigung eines Masssattels mittels funktionellen Trainings am Boden so weit aufgemuskelt werden, dass die anschließende Arbeit unter dem Sattel schmerz- und stressfrei erfolgen kann.

Gerade die psychische Komponente eines schlecht sitzenden Sattels wird in der Ausbildung von Reitpferden oft unterschätzt. Insbesondere bei Sportpferden, die wegen Rittigkeitsproblemen zu uns kommen, beobachten wir immer wieder, dass sie auch nach sorgfältiger Aufbauarbeit an der Longe wieder in alte Bewegungs- und Verhaltensmuster zurückfallen, sobald sie den – nun passenden – Dressur- oder Springsattel wieder auf dem Rücken haben. Oftmals zeigt sich das bereits ohne Reiter, wenn das gesattelte Pferd an der Longe nicht die Bewegungsqualität zeigt, die es ohne Sattel an den Tag legte.

Es hat sich bewährt, diese Pferde mit Satteltrauma in einer ersten Phase des Reittrainings mit einem Westernsattel zu reiten. An der Reitweise an sich ändert sich dadurch nichts – die biomechanischen Gegebenheiten im Pferd bleiben dieselben, ob mit Western- oder Dressursattel. Doch aufgrund der veränderten Gewichtsverteilung im Westernsattel, können diese Pferde ein neues Bewegungsgefühl in sich aufnehmen und sich für neue, positive Reiterfahrungen öffnen. Meist ist früher oder später dann auch wieder ein Wechsel auf den traditionellen Sattel möglich – nur selten sitzt das Trauma so tief, dass der Westernsattel die erste und einzige Wahl bleibt. Aufgrund der größeren Auflagefläche und entsprechend optimierten Lastverteilung profitieren auch Pferde mit Kissing Spine enorm von den Vorzügen des Westernsattels.

Junge Frau reitet Pferd im Westernsattel in einer Reithalle an feinen Hilfen. (Foto: ARR)
An der Reitweise ändert sich nichts: Sportpferd mit Westernsattel

Im Zentrum für Anatomisch Richtiges Reiten ARR ist der Westernsattel ein wichtiger Baustein in der Ausbildung von Pferden aller Rassen und Nutzungsarten. Aber auch der Westernsattel muss aus einem riesigen Angebot an Modellen sehr sorgfältig ausgesucht werden; dies umso mehr, als die Möglichkeiten der individuellen Anpassung bei den Westernsätteln kleiner sind als bei den traditionellen Sätteln.

Junge Frau reitet einen Schecken im Westernsattel auf dem Reitplatz des Zentrums für ARR an feinen Hilfen.
Der Westernsattel als wichtiger Baustein in der Ausbildung und Rehabilitation am Zentrum für ARR (Foto: Michael Theyßen)

In langjähriger enger Zusammenarbeit mit einem Sattelhersteller in Amerika haben wir deshalb den «ARR Spezial Diamond C»-Sattel entwickelt. Es handelt sich dabei um einen Nachbau eines Original Bob-Loomis-Sattels mit 3-Punkte-Gurtung (metalllose Inskirt-Rigging), dessen Baum anders als die modernen Westernsättel, die nach vorne gezogen sind und dadurch auf die Schultern drücken, nach alter Bauart vorne gerade ist und somit eine größere Schulterfreiheit bietet. Dank der exklusiv für ARR entwickelten Ausgestaltung der Rückenlinie bietet dieser Sattel eine Passform, die auf viele Pferde passt. Der «ARR Spezial Diamond C»-Westernsattel wird in Deutschland ausschließlich über die FD Saddlery vertrieben und ist in heller und dunkler Lederfarbe erhältlich.

Stimmungsvolle Nahaufnahme eines Westernsattels der Marke Bob Lommis. (Foto: Michael Theyßen)
Das Original und Vorbild für den Nachbau des ARR Sepzial Diamond C
Text: Gabriele Rachen-Schöneich und Klaus Schöneich, Zentrum für Anatomisch richtiges Reiten ARR